Stiftskirche

Klosterkirche, Stiftskirche, Grabesstätte und simultan genutzte Gemeindekirche

Die Kirche wurde ab 1230 als Klosterkirche eines Zisterzienserinnenklosters gebaut. Sie war von Anfang an mit dem Geschlecht der Grafen von der Mark verbunden und wurde als deren Grabeskirche genutzt. Ab 1550 diente sie als Gotteshaus des freiweltlich-hochadeligen Damenstifts.
Früher war die Empore zwei- bis dreimal so groß wie heute.
Sie war den Nonnen vorbehalten und mit einer Reihe von Altären bestückt. Das kunstgeschichtlich wertvolle Altarretabel (Rest eines großen Flügelaltars zu Ehren der Gottesmutter Maria), heute im nördlichen Seitenschiff (um 1405), war möglicherweise der Hauptaltar auf der Nonnenempore. Die heutigen seitlichen Emporen und die Orgelempore stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Das Kirchenschiff wurde von den „Stiftseingesessenen“ genutzt. Der Bereich nach Norden diente als Ruhestätte der Grafen von der Mark bis 1391. Erhalten blieb das Hochgrab von Eberhard II († 1308) und seiner Ehefrau Irmgard († 1293), das heute im Untergeschoss des Turmes steht. Der Turm selber wurde erst 1903 errichtet. In früheren Zeiten stand man im Gottesdienst, erst Mitte des 19. Jh. kam das Gestühl in der Kirche zur Aufstellung.

Auffällig ist die große Grabplatte mit dem märkischen Balken (Schachbrettmuster), stiller Zeuge der Grafen von der Mark, zuzordnen dem Grafen Engelbert III.
Beachtenswert das Wandfresko von 1375 und 1400 rechts neben der Orgel. Es gibt einen Eindruck davon, wie die Stiftskirche früher ausgemalt war.

Bis 1895 diente die Kirche auch der kath. Gemeinde als Gottesdienststätte. Noch heute ist die Kirche katholisch geweiht und befindet sich im Eigentum des Landes NRW als Patronatskirche.

2030 liegt die urkundliche Ersterwähnung des Klosters 800 Jahre zurück und das Gebäude soll bis dahin komplett saniert werden.

Vom Kloster zum Damenstift

1197 wird der Ortsname Fröndenberg erstmals in einer Besitzstandsurkunde des benachbarten Klosters Scheda genannt. Ab 1230 kann gesichert von einem klösterlichen Leben in Fröndenberg ausgegangen werden, stabilisiert durch den Zuzug einer Frauengruppe aus dem Zisterzienserinnenkloster Hoven bei Zülpich am Niederrhein. Von etwa 1240 bis Ende des 14. Jh. wird an der Kirche gebaut, was an den verschiedenen Baustilen Romanik und Gotik deutlich abzulesen ist.

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts lockert sich die „Klosterzucht“ durch eigenwirtschaftliches Handeln der zum großen Teil dem Adel entstammenden Nonnen und Äbtissinnen. Gäste werden bewirtet, die Klausur nicht mehr eingehalten. Dem Mutterorden entgleitet die Aufsicht und die Einrichtung in Fröndenberg wandelt sich zu einem Damenstift als Versorgungseinrichtung nicht verheirateter weiblicher Nachkommen des westfälischen und niederrheinischen Adels. 1550 ist nur noch vom Stift die Rede. Die Klostergebäude (bis auf die Kirche) werden nach un nach abgerissen, bzw. für stiftische Zwecke überbaut. Übriggeblieben ist ein Teil des östlichen Kreuzgangs als Kellergeschoss eines Stiftsdamenhauses (Böselagerhaus südlich der Kirche). Markanter Blickfang sind bis heute die beiden Abteigebäude (1607 und 1661) östlich der Kirche, deren Turm im romanischen Stil erst 1903 angebaut wurde, um ein größeres Geläut aufnehmen zu können.

Auf Anweisung der Regierung des Großherzogtums Berg in der napoleonischen Zeit wird das Damenstift zum 1.1. 1812 aufgehoben. Die Kirche, ab den 1820er Jahren mit Gestühl ausgestattet, wird zur gemeinsam genutzten Gemeindekirche der evangelisch-lutherischen, der evangelisch-reformierten und der katholischen Gemeinde. 1895 weiht die katholische Kirche ihre eigene Pfarrkirche und bereits um 1830 vereinigen sich die beiden evangelischen Gemeinden zu einer evangelische-unierten Gemeinde.

Von der Romanik zur Gotik

Beachten Sie bitte die unterschiedlichen Bögen: im vorderen Teil der Kirche finden Sie Rundbögen (Romanik), im hinteren Teil bereits Spitzbögen (Gotik).


Die Ostwand des Chores weist frühgotische Züge. An der Außenwand oberhalb der Altarfenster finden Sie eine frühgotische Blendrosette. Darüber erhebt sich die Skulptur einer stehenden Madonna mit Kind, zwei Engel halten die Krone, zu ihren Füßen knien ein Mann mit Wandertasche und eine Frau (um 1260).


Nach Westen hin setzt sich die Gotik immer mehr durch.

Der Marienaltar

Der Marienaltar im Seitenschiff der Stiftskirche ist in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen.

 

Er ist um 1400 entstanden und wird Konrad von Soest zugeschrieben. Er erzählt einen Marienzyklus und setzt damit kirchliche Legendenbildung und biblisches Material in Farbe um. Die Flügel sind abhanden gekommen.

 

Auffällig: Die Stifterin des Altars (Segele von Hamme, 1410-1430) ist im Weihnachtsbild betend abgebildet.

 

Bitte beachten Sie die eigene Broschüre. Sie ist für Euro 5,– in der Kirche oder über das Gemeindebüro käuflich zu erwerben.

Der Hochaltar

Der Altar wurde als Rokokowerke 1776 aufgestellt.

 

Das Gemälde geht auf den Maler Eicken aus Hildesheim zurück. Die Brüder Droben aus Menden lieferten den Altaraufbau.

 

Der Reichsadler auf dem Altar mit den Initialen FR für Friedericus Rex (Preußenkönig Friedrich) erinnert an die Fürsorgeflicht Preußens gegenüber der Stifskirche seit der Säkularisation von 1803.

 

Die Kirche gehört bis heute dem Land Nordrhein-Westfalen in der preußischen Rechtsnachfolge.

Mauritius / Äthiopien

Eine vielleicht unerwartete Heiligenfigur finden Sie oberhalb des Eingangs zur Sakristei.

 

Sie ist 87 cm hoch und stellt den Stadtheiligen Mauritius dar. Er war zugleich Soldatenheiliger des märkischen Hochadels (1. Hälfte des 15. Jh.).

 

Unterhalb des Mauritius sehen Sie drei viereckige Nieschen (gotisches Maßwerk aus dem 14. Jahrhundert). Sie wurden früher als Sakraments-nischen für Reliquien und Kultgegenstände genutzt.

Reformation

Aufgrund der politischen Verflochtenheit des Stifts mit den Fürstenhäusern lief die Reformation eher auf dem persönlichen Bereich der Stiftsdamen ab. Schon bald gab es im Stift die katholische, die lutherische und die reformierte Konfession. Die Kirche wird bis heute sowohl evangelischer- wie auch katholischerseits genutzt. Aufgrund der zugewiesenen Gottesdienstzeiten (bis 9.00 Uhr morgens) entschloss sich die katholische Kirchengemeinde schließlich, eine eigene Kirche (St. Marien, 1895) zu bauen. Anschließend wurde der Turm der Stiftskirche gebaut.

Die Orgel

Die Orgel wurde zwischen 1673 und 1692 von der Fa. Bader (Unna) gebaut.

 

Sie umfaßt rund 1600 Pfeifen und hat 2 Manuale, ein Pedal und 25 Register. Sie wurde 1950 von der Fa. Ott, Göttingen, restauriert.